Physik-Forscher und Großrechner-Meister ausgezeichnet
Sie sind die neuen Emil Warburg-Preisträger: Der aus Plochingen bei Stuttgart stammende und nun in New Orleans (USA) forschende Dr. Timo Lebeda, sowie der aus Greiz stammende Administrator für Hochleistungsrechner an der Universität Bayreuth, René Meißner.
Dritter von rechts Dr. Timo Lebeda mit Urkunde (Forschungsspreis) und rechts daneben Doktorvater Professor Stephan Kümmel. Zweiter von links René Meißner mit Urkunde und links daneben Dr. Hans-Jörg Bauer, Leiter IT-Service Zentrum Universität Bayreuth. Oberbürgermeister Thomas Ebersberger und Vorsitzender des Vorstandes der Emil Warburg-Stiftung in der Mitte überreichte die Preise und rechts WE-Heraeus-Seniorprofessor Physik und Organisator Walter Zimmermann. - © N. Jahreis
Der Emil Warburg-Technikpreis 2025 wurde an René Meißner vom IT-Servicezentrum der Universität für seine herausragenden technischen Verdienste beim Aufbau und Betrieb von Hochleistungsrechnern an der Universität übergeben. Der Preis ist mit 2.500 Euro dotiert.
Die Universität Bayreuth ist in mehreren modernen Forschungsgebieten mit Computerunterstützung erfolgreich. „Ein Grund dafür ist, dass ihre Wissenschaftler auf eine hervorragende Rechnerinfrastruktur zurückgreifen können, die man von außen betrachtet in dieser Größe und Qualität am Standort Bayreuth nicht unbedingt vermuten würde. Diese Infrastruktur wäre aber nutzlos, wenn es nicht Personal gäbe, das die Geräte installiert, wartet, am Laufen hält und für die Nutzer optimiert“, heißt es in der Begründung der Preisvergabe. „Gemessen an der Größe und Wichtigkeit der Aufgabe hat die Universität Bayreuth nicht besonders viel Personal in diesem Bereich im Einsatz. Aber es gibt Personen, die durch ihren persönlichen Einsatz auch als Einzelne einen großen Unterschied machen und dafür sorgen, dass Dinge hervorragend laufen. Eine besonders wichtige solcher Personen ist René Meißner.“
Ganz besondere Verdienste hat René Meißner sich bei dem neuesten an der Universität Bayreuth installierten Hochleistungsrechencluster erworben. In Eigenregie beschaffte er für den Großrechner die Komponenten, „organisierte den Hardware-Aufbau, den er in großen Teilen dann auch selber ausführte und konfigurierte das System. Das Ergebnis war und ist hervorragend: In deutlich kürzerer Zeit als bei der vorherigen externen Vergabe wurde eine Hochleistungsrechen-Infrastruktur realisiert, die beeindruckend stabil und performant läuft“, heißt es in der Laudatio. „Bei der Konfiguration des Systems wurde zudem darauf geachtet, dass Techniken zur energieeffizienten Nutzung verwirklicht werden. Durch Herrn Meißners beeindruckende Fachkompetenz und seinen unermüdlichen Einsatz wurden und werden die der Universität zur Verfügung stehenden Ressourcen optimal genutzt und er hat einen großen Mehrwert für die Wissenschaft und die Universität Bayreuth geschaffen.“
Der Emil Warburg-Forschungspreis wurde an Dr. Timo Lebeda für seine herausragenden Beiträge zur sogenannten Dichtefunktionaltheorie verliehen. Dieser Preis ist ebenfalls mit 2500 Euro dotiert. Er hat am Lehrstuhl von Professor Dr. Stephan Kümmel (Theoretische Physik IV) promoviert und das Thema seiner ausgezeichneten Doktortarbeit ist: „Konstruktionsprinzipien für semilokale Dichtefunktionale mit balancierter Nichtlokalität “.
Lebedas Themengebiet, die Dichtefunktionaltheorie als Bereich der theoretischen Physik, hat das Ziel, die komplizierten Zusammenhänge der Vielteilchen-Quantenmechanik in eine Form zu bringen, die einerseits genaue Vorhersagen ermöglicht, aber andererseits in ihrer mathematischen Struktur so einfach ist, dass konkrete Rechnungen möglich werden. „Während die Theorie selber nicht einfach zu erklären ist, kann man das, wofür die Theorie nützlich ist, gut erklären“, heißt es in der Laudatio. Mit ihr können verschiedenste Fragen angegangen werden. „Wie bewegen sich die Elektronen und Kerne in einem Halbleiter, wenn dieser mit Licht bestrahlt wird?“ „Können wir Kristallstrukturen finden, die besonders starke und stabile Magnete bilden?“ „Solche Fragen sind im Prinzip durch Rechnungen beantwortbar. Aber die dafür zu lösenden Gleichungen sind so kompliziert, dass eine Beantwortung auch mit modernen Hochleistungsrechnern sehr schwierig ist“.
„Timo Lebeda ist es im Rahmen seiner Promotion gelungen, derartige Berechnungen bedeutend leichter zu machen“, heißt es in der Auswahlbegründung. „Er entwickelte ein sogenanntes Dichtefunktional, das sowohl die Stärke der quantenmechanischen Bindung zwischen Atomen zuverlässig beschreibt, als auch die sogenannte Bandlücke, die eine große Rolle dafür spielt, wie leicht Materialien Elektronen abgeben oder aufnehmen. Beide Größen in einer einzigen relativ einfachen Rechnung relativ genau vorherzusagen, wurde bisher für unmöglich gehalten.“ Von den Ergebnissen der Doktorarbeit von Dr. Timo Lebeda profitieren z.B. Forschungsarbeiten, die versuchen, Materialien zu entwickeln, mit denen wir Sonnenlicht in andere, für uns nutzbare Energieformen umwandeln können, z.B. in dem Wasser durch Licht in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten wird.
„Seine Arbeitsweise war dabei geprägt von hervorragender physikalischer Intuition, großem mathematischem Einfallsreichtum und der Bereitschaft zu harter Arbeit und persönlichem Einsatz. Gleichzeitig zeichnete sich Herr Lebeda als hilfsbereites, immer freundliches und nervenstarkes Teammitglied aus. Auch persönliche Risikobereitschaft und der Wille zum Blick über den Tellerrand zählen zu den Charakterzügen von Dr. Lebeda. Sie haben ihn schon während seiner Promotion zu einem mehrmonatigen Forschungsaufenthalt im Rahmen des Elitestudienprogramms „Biological Physics“ an seine heutige Wirkungsstätte, die Tulane University in New Orleans geführt”, wird in der Laudatio weiter ausgeführt.
Im Anschluss an die Preisverleihung hielt Professor Tobias Heindel von der Universität Münster den Festvortrag zum Thema „Mikro-Dartscheiben für das Quanteninternet - Als eine Quantenlichtquelle auszog, um Europa zu bereisen...“
Information zur Stiftung
Die Emil Warburg-Stiftung unterstützt Forschung und Nachwuchs der Physik an der Universität Bayreuth und zeichnet besondere Leistungen in der Physik mit Preisen aus. Der Namensgeber ist der in Hamburg geborene Emil Warburg (1846-1931). Er zählte zu den bedeutendsten Physikern seiner Zeit und er war von 1899 bis 1905 der erste Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) und danach bis zum Alter von 76 Jahren im Jahre 1922 Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin. Einen Teil seines Lebensabends verbrachte er auf Gut Grunau in Bayreuth, bei seiner Tochter Lotte Meyer-Viol und Enkel Peter. Er starb am 28. Juli 1931 in Bayreuth und seine Ruhestätte ist in Bayreuth. Die Stiftung wurde von seinem Enkel Peter Gottfried Meyer-Viol und dem damaligen Bayreuther Oberbürgermeister Hans-Walter Wild initiert.
Prof. Dr. Walter Zimmermann
Wilhelm und Else Heraeus-Seniorprofessur Theoretische Physik
Universität Bayreuth
Physikalisches Institut
Telefon: +49 (0)921 / 55-3181
E-Mail: walter.zimmermann@uni-bayreuth.de
Web: https://www.zimmermann.physik.uni-bayreuth.de
Jennifer Opel
Stellv. Pressesprecherin,
Leitung Campusmagazin UBTaktuell
Telefon: +49 (0)921 / 55-5357
E-Mail: jennifer.opel@uni-bayreuth.de