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Physikalisches Institut an der Universität Bayreuth

Fakultät für Mathematik, Physik und Informatik

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UBTaktuell vom 5. Februar 2025

Der Bayreuther Nachwuchsphysiker Dr. Winfried Schmidt hat den Dissertationspreis 2025 der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH) erhalten. Thema seiner Dissertation ist die theoretische physikalische Beschreibung der gerichteten Bewegung von biologischen Zellen.

Dr. Winfried Schmidt mit dem Dissertationspreis der Deutsch-Französischen Hochschule 2025 ausgezeichnet

Die Dissertationspreise der Deutsch-Französischen Hochschule, ein Netzwerk von 210 Hochschulen in Deutschland und Frankreich, werden jedes Jahr für die besten von der DFH geförderten deutsch-französischen Dissertationen alternierend in der deutschen Botschaft in Paris und der französischen Botschaft in Berlin verliehen. Der diesjährige Preisträger des Innovationspreises im Fachbereich Ingenieur- und Naturwissenschaften, Informatik ist Dr. Winfried Schmidt, Alumnus der Universität Bayreuth. Der Preis ist mit 2.000€ dotiert und wird von der Ignite Group Deutschland GmbH gefördert. Die Preisverleihung fand Ende Januar in Anwesenheit des Botschafters Frankreichs in Deutschland, François Delattre, der Hochschulleitung der DFH, der Preisträgerinnen und Preisträger, ihrer Begleitpersonen sowie der Preisförderer in Berlin statt.

Schmidt begann 2012 sein Bachelorstudium im Fach Physik am Campus Bayreuth. Während seines anschließenden Masterstudiums – ebenfalls in Bayreuth – absolvierte er im Rahmen seiner Masterarbeit einen siebenmonatigen Forschungsaufenthalt an der University of Southern California in den USA. „Dieser Auslandsaufenthalt hat mir bestätigt, wie bereichernd es für die wissenschaftliche und persönliche Weiterentwicklung sein kann, einen Blick über den Tellerrand hinaus zu wagen“, sagt Schmidt. Das Masterstudium, während dem Schmidt ins Elitestudienprogramm Biological Physics aufgenommen wurde, schloss er mit Auszeichnung ab. Auch im Elitestudiengang erzielte er eine exzellente Note.

Für die Teilnahme an einem Workshop der „Living Fluids“ Graduiertenschule der DFH reiste er während seiner Promotion an der Seniorprofessur Theoretische Physik von Prof. Dr. Walter Zimmermann zum ersten Mal nach Paris. „Frankreich und die französische Sprache haben mich sofort fasziniert“, so Schmidt. Er erhielt ein einjähriges Stipendium des DAAD und verbrachte eine führ ihn sehr prägende Zeit Jahr am Laboratoire Interdisciplinaire de Physique (LIPhy) in Grenoble. Dort arbeitete er unter anderem mit Prof. Dr. Chaouqi Misbah, der Senior Fellow im International Fellowship Programm der Universität Bayreuth sowie Kooperationspartner des Elitestudiums Biological Physics ist, sowie bei Dr. Alexander Farutin, einem weiteren Kooperationspartner aus früheren Forschungsprojekten. Schwerpunktmäßig beschäftigte sich Schmidt mit der Physik der Zellmigration beschäftigte. Bereits vor seiner Ankunft in Grenoble eignete sich Schmidt elementare Französischkenntnisse an, die er während seines Forschungsaufenthalts schnell vertiefen konnte. Er engagierte sich an seinem Gastinstitut mit Vorträgen über seine Forschung und brachte sich aktiv beim Aufbau eines Online-Repository ein, bei dem hilfreiche Ressourcen für internationale Neuankömmlinge am LIPhy hinterlegt werden.

Während seiner Dissertation entdeckte Schmidt ein physikalisches Prinzip, demzufolge man weichere von härteren bzw. kranke von gesunden (Blut-)Zellen kontaktlos trennen kann, indem man eine Flüssigkeit mit unterschiedlichen Zellen durch Mikrokanäle periodisch vor- und rückwärts bewegt. Seine Vorhersage wurde durch Experimente zur Trennung von Blutzellen und festen Partikeln inzwischen nachgewiesen. Das Resultat eines weiteren Teiles seiner Forschung ist ein Vorschlag dafür, wie es bakteriellen Mikroschwimmern erschwert werden kann, sich in dünnen Kanälen entgegen einer Strömung zu bewegen. Diese Erkenntnis kann in der Medizin helfen, Infektionsgefahren zu vermindern. Mit Modellrechnungen und Simulationen hat er entdeckt, dass sich sog. amöboidal wandernde Zellen selbständig alleine durch die sogenannte Aktinpolymerisation fortbewegen können. Damit stellt er das Paradigma in dem Gebiet infrage, demnach sich diese Zellen nur in Anwesenheit sogenannter molekularer Motoren fortbewegen können.

Seine Forschungsergebnisse präsentierte er bereits während seiner Promotion regelmäßig auf internationalen wissenschaftlichen Konferenzen und baute sich so ein wissenschaftliches Netzwerk auf. Nach Abschluss seiner Doktorarbeit mit summa cum laude ist er im Rahmen eines Postdoc-Stipendiums des Centre National d’Études Spatiales ans LIPhy zurückgekehrt, wo er seine Forschungsprojekte zum Einfluss von annähernder Schwerelosigkeit auf die Bewegungsfähigkeit von Zellen fortführen kann. „Zwar aufgrund seines Werdegangs nicht mehr ganz überraschend, ist es doch bemerkenswert, dass Winfried Schmidt diese Postdoc-Stelle nach seiner Vorstellung vor einem Auswahlkommitee in Paris aufgrund der exzellenten Bewertung seiner Forschung, seines Vortrags mit Diskussion und seines Projektvorschlags für die Postdoc-Zeit bereits ein halbes Jahr vor Abschluss seiner Doktorarbeit angeboten wurde“, ergänzt Zimmermann.


Theresa Hübner

Theresa Hübner
Stellv. Pressesprecherin

Telefon: +49 (0)921 / 55-5357
E-Mail: theresa.huebner@uni-bayreuth.de

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